Die neue Hoffnung auf mehr Kassenärzte

Startbonus. Mediziner, die eine Kassenordination übernehmen, erhalten eine finanzielle Förderung von 100.000 Euro

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©KOBUS LOUW/ISTOCKPHOTO.COM
Zusätzliche Kassenärzte würden mit ihrer Arbeit die teils stark überlaufenen Spitalsambulanzen deutlich entlasten

Auch, wenn die Arzt-Patienten-Dichte in Österreich im Vergleich zu anderen europäischen Ländern mit rund 22.600 niedergelassenen Ärzten nach wie vor hoch ist, ist es ein Problem, das nicht wenige Patienten kennen: Nicht immer ist es einfach, einen Arzt auf Kasse zu finden. Hat man endlich einen passenden Mediziner gefunden, betragen die Wartezeiten für einen Kontrolltermin teils mehrere Wochen oder sogar Monate.

Bonus für Kassenärzte

Das Dilemma liegt auf der Hand: Die Bevölkerung wächst, Kassenärzte sind jedoch in vielen Regionen Österreichs rar gesät. Mit ein Grund, weshalb die Bundesregierung im Sommer 2023 beschlossen hat, 100 neue Kassenarztstellen zu schaffen und diese mit einem „Startbonus“ zu fördern. Mediziner, die eine Kassenordination übernehmen bzw. neu eröffnen, erhalten, so der Plan, einen Startbonus von 100.000 Euro. Denn mehr Kassenärzte sorgen nicht nur für eine hohe medizinische Versorgungsdichte, so werden auch die überfüllten Ambulanzen in den Spitälern entlastet. Edgar Wutscher, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK) und Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte, betont, dass trotz der zusätzlichen 100 neuen Kassenstellen nach wie vor 300 Stellen unbesetzt sind: „Wir haben derzeit massive Versorgungsprobleme – besonders in den Bereichen Allgemeinmedizin, Kinder- und Jugendheilkunde sowie Gynäkologie. Betroffen sind sowohl ländliche Regionen als auch Ballungsräume.“ Unabhängig von den offenen Fragen zu den 100 neuen Stellen und der 100.000-Euro-Förderung müsste der Startbonus für alle offenen Kassenstellen gelten, um Ungleichbehandlungen zu vermeiden, so die Ärztekammer, da man nicht diejenigen Ärzte vor den Kopf stoßen dürfe, die bereits in einem Bewerbungsprozess stehen. „Die offenen Kassenstellen zu besetzen, muss oberste Priorität in der Gesundheitspolitik haben. Das Interesse der Ärzteschaft in der öffentlichen Gesundheitsversorgung ist prinzipiell da. Es fehlen nur die Rahmenbedingungen“, so Wutscher.

Gleiche Leistungen

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©ÖAK/WOLFGANG LACKNER
Edgar Wutscher - ÖÄK

Die Forderungen der Ärztekammer: Zum einen muss der einheitliche Leistungskatalog umgesetzt werden, mit dem Patienten bundeslandabhängig gleiche Leistungen beim Arzt erhalten. Darüber hinaus werden eine leistungsgerechtere Honorierung ohne Limits und Degressionen sowie mehr flexible Arbeitszeitmodelle gefordert: „Gerade im ländlichen Raum“, sagt Edgar Wutscher, „ist wichtig, dass Ärztinnen und Ärzte Medikamente selbst abgeben dürfen und mehr ärztliche Hausapotheken rechtlich ermöglicht werden. Diese Maßnahmen werden helfen, die Kassenmedizin wieder zu stärken.“

Sandra Wobrazek