Mentoringprogramme an Universitäten haben sich in den letzten Jahren als bedeutendes Instrument zur Förderung von Frauen in akademischen und beruflichen Kontexten etabliert. Diese Programme bieten jungen Frauen nicht nur wertvolle Unterstützung durch erfahrene Mentorinnen, sondern stärken auch das Selbstbewusstsein und die Karrierechancen der Teilnehmerinnen.
Insbesondere in Bereichen, in denen Frauen unterrepräsentiert sind, wie in den Naturwissenschaften, Ingenieurwissenschaften und der Wirtschaft, spielen Mentoringprogramme eine Schlüsselrolle dabei, Barrieren zu überwinden und eine gleichberechtigte Teilhabe zu ermöglichen. Sie bieten Raum für Netzwerke, den Austausch von Erfahrungen und die Entwicklung von Führungskompetenzen, die für den beruflichen Erfolg und die persönliche Weiterentwicklung entscheidend sind.
Die Karrieren von Frauen stagnieren trotz hoher fachlicher Qualifikation häufig auf der zweiten oder dritten Führungsebene, unter der sogenannten „gläsernen Decke“. In Österreich liegt der Frauenanteil in den 200 umsatzstärksten Unternehmen aktuell bei 12 Prozent in Vorständen und 27 Prozent in Aufsichtsräten. Um der Unterrepräsentanz von Frauen in den obersten Führungsgremien entgegenzuwirken, wurde das Programm „Wise Women of WU“ ins Leben gerufen. Das Mentoringprogramm der Wirtschaftsuniversität Wien (WU) setzt auf das Potenzial von Netzwerken und Vorbildern. Die „Wise Women of WU“ sind WU-Absolventinnen, die es geschafft haben, sich als Top-Managerinnen zu etablieren und denen es ein Anliegen ist, nun andere Frauen dabei unterstützen, es ihnen gleichzutun. Die Mentorinnen geben wertvolle Denkanstöße, bieten eine „Perspektive von außen“, fördern durch Reflexion das persönliche und berufliche Wachstum und helfen, Herausforderungen selbstbewusst anzugehen. Die Mentees schätzen die praxisnahe und individuelle Unterstützung, die sie bei der Definition ihrer beruflichen Ziele, und der Planung ihrer Karriereschritte erhalten.
„Mit 'Wise Women of WU' schaffen wir eine Begegnungsplattform, die Frauen inspiriert und dabei unterstützt, ihre beruflichen Ambitionen zu verwirklichen und die Führungsebenen von morgen aktiv mitzugestalten“, erklärt Bernadette Kamleitner, Vizerektorin für Forschung und Third Mission an der WU.
„Karriere_Mentoring III“ ist ein Karriereentwicklungsprogramm für Nachwuchswissenschaftlerinnen der Johannes Kepler Universität Linz (JKU), der Paris Lodron Universität Salzburg und der Universität für Weiterbildung Krems.
„Gegründet wurde das Programm aus der – nach wie vor aktuellen – Notwendigkeit, strukturelle Nachteile und Benachteiligungen von Frauen in ihrer akademischen Karriereplanung und -entwicklung auszugleichen. K_M III soll einen Beitrag leis ten, um unsichtbare Barrieren sichtbar und überwindbar zu machen. Übergeordnetes Ziel des Programmes ist, mittel- bis langfristig zur Erhöhung des Frauenanteils in wissenschaftlichen Führungspositionen beizutragen“, erklärt Luisa Pichler, Referentin der Abteilung Gleichstellung, Chancengerechtigkeit & Vielfalt der JKU Linz.
Das Programm umfasst fachspezifisches Mentoring – immer häufiger durch internationale Fachexpertinnen –, Einzelcoachings zur Persönlichkeitsentwicklung, Seminarangebote jeweils für Dissertantinnen und Habilitandinnen sowie Vernetzungstreffen und ein gemeinsames Rahmenprogramm.
Das Programmteam achtet auch darauf, dass zu Beginn eine Mentoringvereinbarung zwischen Mentee und Mentorin unterzeichnet wird, in der die Ziele der Mentoringbeziehung benannt sind. Pichler: „Das Programm ist an den drei Universitäten sehr gut etabliert und wird von den jeweiligen Universitätsleitungen und vielen Führungskräften aus dem wissenschaftlichen Personal bestens unterstützt.“
An der Technischen Universität Wien (TU) wird mit einer weitreichenden Gender-Equality-Strategie ein wichtiger Schritt in Richtung einer gleichberechtigten und inklusiven Arbeitswelt gegangen. Diese Strategie geht über klassische Frauenförderungsmaßnahmen hinaus und setzt auf tiefgreifende, strukturelle Veränderungen sowie einen Kulturwandel, um Frauen eine langfristige Karriere in technischen und wissenschaftlichen Bereichen zu ermöglichen. „Diese neue Kultur soll sich durch ein faires, diskriminierungsfreies, sicheres und produktives Arbeitsumfeld, das Vielfalt lebt und feiert, auszeichnen. Die feministischen Netzwerke der Fakultäten bieten die Möglichkeit Kontakte zu knüpfen, sich fachlich sowie über eigene Erfahrungen in der Wissenschaft auszutauschen und im Rahmen verschiedenster Veranstaltungen weiterzubilden“, erklärt Dinah Gaffal, Leiterin der Genderkompetenz-Abteilung der TU. Die Grundlage für die kontinuierliche Weiterentwicklung der Gender-Strategie bildet das jährlich durchgeführte Gender Monitoring an der TU. Hierbei werden Zahlen und Fakten zu Geschlechterverhältnissen unter Studierenden und Mitarbeitenden erhoben und transparent gemacht. „Das Gender Monitoring ermöglicht es uns, ge zielt auf Ungleichgewichte und Herausforderungen hinzuarbeiten“, so Gaffal. Technik und Wissenschaft sind nach wie vor stereotyp männlich besetzt und werden als raue Umfelder beschrieben. Gaffal: „Leider stellen wir fest, dass viele Frauen diesen Bereich wieder verlassen. Um sicherzustellen, dass alle Menschen ihr volles Potenzial in einem unterstützenden und inklusiven Klima entfalten können, ist Gleichberechtigung unerlässlich.“
Helene Tuma